
Am Montag, den 20. Oktober 2025 machten sich 28 junge Menschen aus Bremen auf den Weg zur Gedenkstätte Bergen-Belsen. Die eintägige Fahrt wurde ehrenamtlich von Studierenden organisiert und stand im Zeichen des 80. Jahrestags der Befreiung des ehemaligen Konzentrationslagers.
Schon auf der Hinfahrt war spürbar, dass dieser Tag etwas Besonderes werden würde: eine gemeinsame Auseinandersetzung mit Geschichte, aber auch mit Fragen an unsere Gegenwart. Nach der Ankunft in Bergen-Belsen begann der Tag mit einer begleiteten Führung über das Gelände des ehemaligen Kriegsgefangenen- und Konzentrationslagers. Die Gruppe lernte die Geschichte des Ortes kennen, hörte von den Lebens- und Leidensgeschichten der Inhaftierten und setzte sich mit der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik auseinander. Dabei ging es nicht nur um historische Fakten, sondern auch um Raum für persönliche Eindrücke, Gespräche und stille Momente.
Im Anschluss legten die Teilnehmenden Blumen nieder. In einer kleinen Gedenkzeremonie sprachen die beiden Organisatoren Felix Tiedeke und Jannis Gehl bewegende Worte an die Gruppe. Erinnerung endet nicht mit einem Gedenktag oder einem Gedenkstättenbesuch. Vielmehr sei sie eine Haltung, die sich im täglichen Handeln zeigt. Ihre Reden brachten auf den Punkt, warum solche Besuche auch 80 Jahre nach Kriegsende nicht an Bedeutung verloren haben. Jannis machte deutlich:
„Erinnern heißt auch, sich zu fragen: In was für einer Zukunft will ich leben? Was für ein Mensch will ich sein? In welcher Gesellschaft möchte ich Verantwortung übernehmen? Solche Orte wie Bergen-Belsen stellen uns diese Fragen – direkt, unbequem, aber notwendig!“

Die beiden Redner riefen dazu auf, das Gespräch gerade mit Menschen zu suchen, die andere Perspektiven haben und die eigenen Erfahrungen des heutigen Tages zu teilen. Auch die Gegenwart kam nicht zu kurz. Felix sprach offen über die Herausforderungen der Gedenkstättenarbeit in unserer Zeit wie über zunehmenden Hass, Antisemitismus und rechte Gewalt. Er betonte, dass Erinnerungskultur immer auch ein politisches Statement ist:
„Es gibt Übergriffe auf Gedenkstätten, politische Vereinnahmungen, Relativierungen, Schweigen. Immer weniger Zeitzeug*innen, immer mehr Stimmen, die einen ‚Schlussstrich‘ fordern. Das ist beschämend und es darf uns nicht ruhig lassen. Die Wahrheit ist, dass es keinen Schlussstrich geben kann und darf!“

Trotz der ernsten Themen war der Tag von Zuversicht geprägt. Viele Teilnehmende beschrieben die Fahrt als „intensiv“, „bewegend“ und „wichtig“. Der Austausch in der Gruppe, die gemeinsame Reflexion und das Bewusstsein, diesen Ort als junge Generation zu besuchen, machten die Veranstaltung zu einem nachhaltigen Erlebnis. Mit diesen Worten endete ein Tag, der viele berührt und zum Nachdenken angeregt hat. Die Rückfahrt nach Bremen war leiser als die Hinfahrt und viele waren noch mit ihren Gedanken bei dem, was sie gesehen und gehört hatten. Doch klar wurde: Diese Erfahrung wird nachwirken.
Die Gedenkstättenfahrt nach Bergen-Belsen hat gezeigt, dass Erinnerungskultur keine vergangenheitsbezogene Pflichtübung ist, sondern ein aktiver Teil gesellschaftlicher Verantwortung. Sie lebt davon, dass junge Menschen sich aufmachen, hinsehen und miteinander sprechen: über Geschichte, über Haltung, über Menschlichkeit.
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Die Veranstaltung wurde ermöglicht durch die DGB-Jugend Bremen-Weser-Elbe, das Demokratiezentrum Bremen, die Senatorin für Arbeit, Soziales, Jugend und Integration sowie das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“.





